Kirche, Schule, Gasthaus … was halt so ein Ort braucht
Gleichzeitig mit der Errichtung der Kolonie wurde im September 1767 auch der Grundstein zur Erbauung einer Pfarrkirche gelegt. 2 ihrer Töchter haben die erkrankte Kaiserin Maria Theresia bei dieser Feier vertreten.
Bis zur Fertigstellung wurde der Gottesdienst in einer kleinen hölzernen Kapelle (hinter der alten Schule) gehalten. Ein schweres Erdbeben im Februar 1768 verzögerte den Bau. Am 22. Oktober jedoch wurde die Pfarrkirche durch den Wiener Neustädter Bischof im Beisein der Kaiserin eingeweiht.
Wie konnte die ganz junge Pfarrgemeinde den Kirchenbetrieb erhalten?
Dazu müssen wir in der Geschichte viele Jahrzehnte vor der Ortsgründung zurück gehen:
1686 gelangte der türkische Vizepascha Mehmed Czonka Beg bei der Belagerung von Budapest in österreichische Gefangenschaft. Er wurde samt seiner Familie nach Wiener Neustadt gebracht, konvertierte zum christlichen Glauben und nahm schließlich den Namen Leopold (nach seinem Taufpaten Kaiser Leopold I.) und den ähnlich klingenden deutschen Familiennamen „Zungenberg“ an. Der Sohn der mittlerweile geadelten Familie, Franz Freiherr von Zungenberg, legte 1721 testamentarisch fest, an der bereits bestehenden Wegsäule zwischen Sollenau und Wiener Neustadt eine Kirche und Unterkunft für 3 Priester und einem Laienbruder aus dem Jesuitenorden für 65.000 Gulden zu errichten. An dieser Stelle soll seine Familie beschlossen haben zum Christentum überzutreten. Dass an der Säule 1664 erwähnt wird, könnte auf die damalige Schlacht gegen die Türken bei St. Gotthard (Mogersdorf) hinweisen.
Die Kirche wurde aber nicht nach dem Willen des Stifters hier errichtet, sondern in Wiener Neustadt (Jesuitenkirche, heute Vorstadtkirche). Reste der Zungenberg´schen Stiftung sollten jedoch laut Verfügung Kaiser Leopolds II. 1791 Theresienfeld zu Gute kommen. Mit den Zinsen sollten Pfarrer, Kaplan, Mesner und der Chorleiter („Regenschori“ = regens chori) unterstützt werden. Die Stiftung selbst erlosch erst infolge der Inflation nach dem 1. Weltkrieg.
Die Türkensäule steht seit 1962 unter Denkmalschutz, wurde im Jahr 2006 an ihrem neuen Standort
in der Grillparzerstraße generalsaniert. Sie ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten unserer Gemeinde.
Als die Kirche geweiht wurde, hatte sie noch keinen Hochaltar und keine Kanzel. Diese stammen wahrscheinlich aus der schon erwähnten Vorstadtkirche, als der Jesuitenorden 1773 aufgelöst wurde.
1769 erhielt der Ort auch eine einklassige Volksschule.
Eines der ältesten Gebäude am Hauptplatz beherbergte das herrschaftliche Wirtshaus.
Der Pachtschilling wurde für die Besoldung des „Schulmeisters“ verwendet.
Der endgültige Ausbau der Kolonie endete 1769. Insgesamt umfasste der neue Ort 70 Häuser, davon 50 Bauernhäuser und 13 Kleinhäuser, mit über 400 Einwohnern. Steuernachlass und weitere Zuwendungen veranlassten nun auch Handwerker, Händler, aber auch pensionierte Offiziere und andere hochrangige Personen nach Theresienfeld zu ziehen.
Streitigkeiten und die unsichere Rechtslage veranlassten die Kaiserin am 29. April 1780
in einem Dekret eigene Statuten („Normal-Vorschriften“) für den Ort zu veröffentlichen.
Diese beschrieben die Angelegenheiten, die heute Gemeindeämter, Bezirkshauptmannschaften, Finanzämter, Polizei und Gerichte besorgen. Die umfangreichsten Bestimmungen betrafen jedoch das Bewässerungssystem – der Lebensader des jungen Dorfes.