Der Name Petri spielt in der Geschichte Theresienfelds eine große Rolle. 2 Persönlichkeiten stachen dabei besonders hervor.
Bernhard Petri wurde am 2. April 1767 in Zweibrücken (heute Rheinland-Pfalz) als Sohn des Hofgärtners des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken geboren. Er genoss eine umfangreiche Ausbildung in Landwirtschaft (besonders Tierzucht) und zum Landschaftsarchitekten, machte ausgedehnte Bildungsreisen und trat in den Dienst von Herzog Karl II. August auf dem Schloss Karlsberg. Die Zerstörung des Schlosses im Zuge der Französischen Revolution zwangen ihn zur Flucht nach Österreich.
Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein bestellte ihn zum Güterdirektor, wobei er große Parkanlagen englischen Stils gestaltete, so z.B. im Schloss Lednice in Südmähren, dem früheren Eisgrub, Hier ließ er aus vorher sumpfigen Thayaauen eine Landschaft mit Inseln und Teichen gestalten, die 1996 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Ab 1803 kaufte Bernhard Petri, dem 1806 der Titel Ökonomierat verliehen wurde, viele Besitzungen im Nordteil Theresienfelds. 1808 ersuchte er um Entlassung aus den Diensten des Fürsten und hatte hier seinen Hauptwohnsitz.
Insgesamt belief sich sein Großgrundbesitz auf ca. 580 ha; der südliche Teil von Sollenau wird heute noch „Petrifeld“ genannt.
Schon 1803 gelang es ihm – noch im Auftrag des Fürsten Liechtenstein – mehrere Herden von kostbaren Merinoschafen von Spanien nach Österreich zu bringen. Der Export dieser Tiere war strengstens verboten, da die spanische Regierung auf ihr Monopol pochte. Auf abenteuerliche Weise gelang jedoch der Transport. Ökonomierat Petri kaufte selbst eine Herde und brachte sie nach Theresienfeld. Somit war er der Begründer der berühmten österreichischen Merino-Schafzucht, die von hier aus ihren Erfolgszug durch Europa und Übersee antrat.
Auf den riesigen Weiden und in großen Stallungen wuchsen 3 Rassen dieser wertvollen Tiere bis zu einer Stückzahl von 2000 heran. Zuchtstämme von jeweils 10 Schafen und einem Widder wurden weiter verkauft.
Während des Wiener Kongresses 1814/15 besichtigte der König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., die Merinoschafzucht Theresienfeld und verlieh dem Ökonomierat eine „goldene Verdienstmedaille“.
Eine Tafel neben dem Eingang des ehemaligen Gasthauses erinnert an einen weiteren hohen Besuch.
Am 1. Juli 1818 kam es hier zum Wiedersehen von Marie Louise von Österreich, der zweiten Ehefrau Napoleon Bonapartes, mit ihrem Sohn Napoleon Franz.
Nach der Abdankung und dem Sturz seines Vaters trug dieser kurzzeitig den Titel Napoleon II., Kaiser der Franzosen. Im Wiener Kongress erhielt Marie Louise das Herzogtum Parma und lebte auch dort, ihr Sohn kam zu seinem Großvater Kaiser Franz I. nach Wien. Von ihm erhielt er das böhmische Reichstadt, das zum Herzogtum erhoben wurde, und den Titel „Herzog von Reichstadt“.
Ökonomierat Bernhard Petri experimentierte mit dem Anbau neuer Futterpflanzen und war angesehener Fachautor von Landbauliteratur mit etlichen Veröffentlichungen, wofür er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhielt.
Auf seine Initiative gehen auch die Errichtung des Nachtwasserkanals (1832) und die Anlage von Windschutzhecken zurück. Ferner veranlasste er die Gründung einer „Leih- und Sparkasse“,
die erste dieser Art in Österreich, gewissermaßen ein Vorläuferin der Raiffeisenkasse.
Bernhard Petri starb am 18.Oktober 1853 im 86. Lebensjahr.
Sein Sohn, Ökonomierat Carl-August Petri (1813-1881) hat den väterlichen Betrieb erfolgreich weiter geführt und erwarb zahlreiche Auszeichnungen bei landwirtschaftlichen Ausstellungen.
Ab 1850 war er erster Bürgermeister der freien Gemeinde Theresienfeld für 23 Jahre.
In seine Amtszeit fällt der Bau der neuen 2-klassigen Volksschule.
Anlässlich einer Audienz beim Kaiser Franz Josef I. erhielt er für die Kaisertreue der Theresienfelder große Portraitgemälde, die heute im Gemeindeamt ausgestellt sind.
Außerdem hat er jeder im Ort lebenden Familie einen Maria-Theresien-Taler geschenkt, so wie es seine Urgroßmutter 1780 auch schon getan hatte.
1868 verfasste Carl-Augst Petri für die 100-Jahrfeier der Ortgründung die erste Chronik.
Eine weitere Marmortafel im Vorgarten dieses ehemaligen Gasthauses erinnert an einen weiteren berühmten Theresienfelder, einen Schulfreund des Ökonomierates Carl-August Petri.
Franz Freiherr von Uchatius wurde 20. Oktober 1811 in einem Haus am südlichen Ortsende geboren. Sein Vater Vitus – früher k.u.k. Soldat und später Straßenkommissär führte noch den böhmischen Familiennamen Ugazy.
Franz Uchatius machte eine steile Karriere in der k.u.k. Armee und brachte es bis zum geadelten, hochdekorierten Feldmarschallleutnant. Er war einer der genialsten Konstrukteure und Erfinder im Bereich der Österreichisch-Ungarischen Artillerie. Er konstruierte die ersten unbemannten Ballonbomben, die in den italienischen Unabhängigkeitskriegen im Juli 1849 auf Venedig abgeworfen wurden – der erste Luftangriff der Weltgeschichte.
Uchatius war einer der Ersten, die in Österreich Fotografien auf beschichteten Kupferplatten herstellten. Er erfand den sogenannten „Nebelbildapparat“, der Bilder auch projizieren konnte – eigentlich die „Urform des Kinos“. Dieser Erfindung maß er allerdings keine größere Bedeutung zu und verkaufte sie an einen Berufszauberer, der damit sehr reich geworden ist.
1856 veröffentlichte Franz Uchatius ein verbessertes Verfahren zur Erzeugung von Stahl, dem heute nach ihm benannten „Uchatius-Stahl“. Bald darauf erfand er ein Herstellungsverfahren von sogenannter Hart- oder Stahlbronze, welche wesentlich billiger war als Gussstahl und Österreich-Ungarn von ausländischen Importen unabhängig machte. Versuche, aus der Uchatius-Bronze auch Schiffsgeschütze herzustellen, scheiterten.
Dieser Misserfolg oder das Wissen von seiner unheilbaren Krankheit ließen ihn am 4. Juni 1881 freiwillig aus dem Leben scheiden. Die Kaserne des Bundesheeres in Kaisersteinbruch trägt seit 1967 den Namen „Uchatius-Kaserne“.
Carl-August Petri verstarb am 18. Juni 1891.
Noch zu seinen Lebzeiten führte sein Sohn Fritz Petri den landwirtschaftlichen Betrieb weiter, die Schafzucht musste er aber 1895 aufgeben. Sie war durch billige Importe, besonders aus Australien, unrentabel geworden.
Ein Großteil der Weideflächen wurde verkauft, dafür eröffnete er 1904 die „Restauration Petri“, einen beliebten und stark frequentierten Gasthof mit prächtigem Garten und Schießstand.
Im Jahr 2000 schloss der Traditionsbetrieb für immer.